Weber-Schäfer, Paula († 2019)

Wenn ein langgezogenes, laut schallendes „Griaß Eich“ durch das altehrwürdige Gemäuer das Asamkomplexes schalllte, dann musste man gar nicht genau hinschauen, dann wusste man: die Paula ist da!

Ja, Paula Weber-Schäfer war immer da für ihr Theater, in dem sie fast fünf Jahrzehnte mit großem Erfolg auf der Bühne stand. Ob das nun seit den 60er Jahren in der Freisinger Laienspielgemeinschaft war, oder ab 1988 dann für die Laienbühne Freising. Sie war eine feste Größe. Sie liebte das Komedie-spielen. Denn sie war eine Bayerin durch und durch . Viel mehr noch: Sie war eine Freisingerin durch und durch. Eine gestandene wie man so sagt, eine selbstbewusste, eine starke Frau. Und deswegen stand sie nicht nur auf der Bühne, sondern half auch hinter den Kulissen mit, dass der Ruf der Amateur-Schauspieler aus der Domstadt weit über deren Grenzen hinaus bekannt wurde. Und so bescherte sie dank ihrer Verbindungen der Truppe anno 1997 ein ganz besonderes Schmankerl: Ein Gastspiel mit dem Stück „Die Kurpfuscherin“ im Münchner Gasteig“. Sie drehte aber auch sonst die Werbetrommel, jedes Jahr, bei jeder Inszenierung. Und sie bescherte vor allem unzähligen Senioren dieser Domstadt unvergessliche Stunden im Asam Theater und später dann auch in der Luitpoldhalle, wenn sie zusammen mit der Mannschaft der Heilig Geist Spital Stiftung die Einladungen zu einer der vielen Aufführungen organisierte. Sie und ihr Mann, der unvergessene Alt-OB und Ehrenbürger der Stadt Freising, Adolf Schäfer, waren in der Gruppe mit Haut und Haaren verfallen. Das Wort der beiden galt in der Diskussion etwas, und oft genug leitete die Paula den Konsens ein, wenn’s mal so richtig brenzlig wurde - wie im richtigen Leben halt auch. Ein Leben, das sie in vollen Zügen genoss, das sie mit großem Einsatz und Engagement anfüllte und es so zu einem wirklich und wahrhaftig erfüllten Leben machte. Unvergessen sind all ihre Rollen, die sie auf den Theaterbrettern verkörperte und die gleichsam zu einem Spiegelbild ihrer selbst wurden - jener Paula, die ganz Freising liebte und schätzte. Ob nun resolute Bäuerinnen, Gräfinnen, des Teufels Mutter oder die selbstbewusste Münchner Standl-Frau: Ihre Typen gruben sich in die Erinnerung der Zuschauer ein.

„Herr und Hund halten den Mund“ hieß es im Hause Schäfer, wenn die Paula kurz vor der Premiere stand. Und auch ihre Theaterer zogen am Tag der ersten Aufführung Samthandschuhe an und ließen die Paula in Ruhe in ihrem Eckerl in der Garderobe das Textheft studieren. Denn das Lampenfieber das gehörte ja auch zur Theaterspielerin Paula Weber-Schäfer. Ganz unverhohlen.

Aber ihr wohl eindrucksvollstes Zeugnis ihre Schauspielkunst bewies sie in den beiden Magdalena-Saisonen von Regisseur Adolf Gumberger in Oberberghausen. Da zeigte sie eine vom Leben gezeichnete Mariann, die bereits jenseitig-abgeklärt mit letzter Kraft versuchte, ihre gefallene Tochter Magdalena zu helfen in wieder auf die gerade Lebensbahn zu bringen.

Ob Zuschauer oder Mitspieler: beide Seiten waren ergriffen von dem, was die Paula da im ersten Akt zeigte: Wahrhaftig, ohne falschen Ton. Thoma hätte den Hut vor ihr gezogen.

Ja das Helfen, das Da sein für andere, das Beistehen in schwerer Zeit. Das hatte die Paula im Blut, das zeichnete sie aus und das macht sie auch für die Theaterspieler unvergessen. Denn wer auch immer in eine Notlage geraten war dem half die Paula, ob jung oder alt. Und damit wurde sie und war auch immer eine Brückenbauerin zwischen den Generationen.

Und nach dem Theater erzählte sie den Jungen Hupfern, wie sie den Spieler-Nachwuchs gern bezeichnete, aus dem unerschöpflichen Weber’schen Anekdotenfundus. Aus einer Zeit, in der viele ihrer Mitspieler vielleicht noch auf die Schule gegangen waren. Da ließ sie immer wieder fünf Jahrzehnte Laienspiel in Freising neu erstehen, zum großen Vergnügen all derer, die sich in diesen Momenten neugierig um sie geschart hatten.

Und so konnte es schon mal passieren , dass mancher Proben- oder Aufführungsabend beim anschließenden Umtrunk in einer Freisinger Lokalität ein bisschen später ausklang. Die Wirte aber drückten immer ein Auge zu und brachten persönlich die letzte Runde, denn auch sie kannten und schätzten die Paula und ihre Geschichten.

Paula, wir vermissen dich! Aber dafür hast du als Mutter der Kompanie ja schon vorgesorgt und uns all diese schönen Erinnerungen an Dich geschenkt. Erinnerungen an eine liebe und einfühlsame Freundin, eine begnadete Spielerin, deren unvergessene Unterm-Arm-Hunde auch ab und zu über die Bühne wuzeln durften. Vor allem aber an deine große Herzensgüte, in die du uns Laienspieler miteingeschlossen hattest.

Du bist ein Stück Geschichte dieser Truppe und diese deine Truppe wird dich deswegen nie vergessen. Pfiat de Paula!

von Wolfgang Schnetz

Schauspielerin:
1989 - Die Dachserin
1990 - Die Verlobung in Krähwinkel
1991 - Die Zauberpantoffel
1992 - Das Spiel auf der Tenne
1993 - Jim Knopf und die Wilde 13
1996 - Die Kurpfuscherin
1997 - Graf Schorschi
1998 - Der Holledauer Schimmel
2002 - Der Geisterbräu
2005 - Magdalena
2011 - Magdalena

2005 und 2011
als Mariann
in "Magdalena"

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